> Zurück

Fastenkalender - 23.3. - 29.3.

Haas Claudia 23.03.2021

 

Head NL

23.3. | ... Kerze brennt ...

Im letzten Jahr habe ich sehr oft für viele Menschen eine Kerze angezündet. Und viele Menschen haben für mich eine Kerze angezündet. Die Geste ist meist mit einer bestimmten Intention versehen: Sie beginnt bei ganz profanen Dingen wie Prüfungen und geht bis zu sehr persönlichen Anliegen wie Genesung oder Trost in schweren Stunden. Sie begleitet mich schon viele Jahre. Und sie berührt mich immer wieder aufs Neue.

Wenn Andere in meinen Anliegen eine Kerze aufstellen, zeigen sie mir damit, dass ich nicht allein bin, dass ich verbunden bin mit vielen Menschen, die mich tragen und unterstützen. Gleiches gilt, wenn ich für Andere eine Kerze aufstelle.
Und wenn ich eine Kerze für meine ganz persönlichen Anliegen entzünde, dann bietet mit der Moment die Möglichkeit, innezuhalten, ein Gebet zu sprechen. Dazu gehört für mich auch immer die Überlegung, dass nicht alles in meiner Macht steht. Mit der Kerze kann ich an einem konkreten Ort vor einem bestimmten Gnadenbild das Anliegen in Gottes Hände geben. Das gibt mir Trost und Zuversicht.

Tobias Kanngießer, Köln

Foot NL

 

Head NL

24.3. | Corona-Impfung mal drei

Jetzt wird’s mit dem Thema Nummer eins schon extrem nervig … Wenn mich auch Masken, Abstand, Einschränkungen bei Veranstaltungen usw. massiv nerven – es ist bei mir ein „Jammern auf hohem Niveau“: Bis dato blieb ich gesund – auch meine direkte Umgebung; geschweige denn, dass ein Todesfall belastet. Meine Anstellung ist nicht gefährdet, wirtschaftlich stehe ich nicht in Existenzängsten – so viele Dinge laufen gut. Andere haben weniger Glück. Und ein Blick in Länder wie Brasilien, USA oder dgl. lässt mein Granteln dann wirklich verstummen. Eine Welle an Hilfsbereitschaft hat die Corona-Zeit begleitet, manches Umdenken beginnt, das Klima war monatelang weit gesünder u. v. a. m. Mittlerweile ist’s eine Binsenweisheit, dass „jede Krise auch eine Chance“ ist. Dennoch: Hoffentlich gibt’s bald genügend Impfungen …

Wenn’s mir eigentlich in all dem ganz persönlich einfach trotz allem gut geht – darf ich das angesichts des Unheils rundherum und in der Welt genießen, ohne schlechtes Gewissen? Was tun, wenn man (unverdient – wie ich) ein „besseres Los gezogen hat“?

Drei Tipps, quasi eine „Covid-Zeit-Stärkungs-Impfung“, die jetzt schon greifbar ist – für Sie, wenn es Ihnen ebenso gut geht:

1) Dankbar sein – das kann Gott, aber auch anderen Menschen gegenüber sein. So vieles ist nicht selbstverständlich – Dankbarkeit gibt einen besonderen Glanz und neue Tiefe.

2) Genieß es! Es bringt gar nichts, mit verdrießlicher Miene auf Genussvolles zu schauen; keinem anderen geht’s dadurch besser. Das zweite, was man mit Gutem tun sollte: Intensiv genießen – dafür ist es da. Ich glaube an einen Gott, der genussvolle Lebenserfüllung für die Menschen will, nicht Trübsinnigkeit!

3) … und: Andere daran teilhaben lassen! Viel Gutes ist uns geschenkt – noch mehr Bedeutung bekommt Glück, wenn andere auch etwas davon abkriegen und da dürfen wir kreativ sein!

Selbst in mühsamen Corona-Zeiten oder anderen Lebensbelastungen: Mitten drin gibt’s immer auch so viel Gutes. Also: Dankbar dafür sein, genießen – und anderen etwas davon abgeben: Dann passt’s!

Gerald Gump, Bundespräses Kolping Österreich und Pfarrer in Wien

Foot NL

 

Head NL

25.3. | Verkündigung des Herrn

Ankündigungen haben eine Tradition. Für bestimmte Termine werden laute Vorboten ins Land geschickt. Eine Weltpremiere wird auf einen Tag hin angekündigt, ein neuer Film, eine Theaterproduktion, eine Superneuheit auf einer Automesse und dann soll die Welt darauf gespannt warten und gleichsam vorglühen. Manche Vorankündigung ist wesentlich aufregender als das, was dann wirklich zum angekündigten Tag selbst passiert. Der Film floppt, die Theaterproduktion vom Publikum verschmäht.

Die Verkündigung an Maria durch den Engel Gabriel, die wir heute feiern weist auf das Weihnachtsfest in neun Monaten hin und passiert leise und ohne Aufsehen. Maria sagt „ja“ zum Anruf Gottes, Mutter des Heilandes zu werden. Sie tut es, nachdem sie gefragt hat, wie das geschehen soll. Danach geht sie den ihr aufgetragenen Weg, achtsam und aufrecht. Unaufgeregt und leise tut sich im heutigen Fest der Aufbruch Gottes mit uns Menschen auf, der sich an Weihnachten auf den Hirtenfeldern mit der Geburt Jesu der Welt kundtut. Ein Grund heute die Fastenzeit zu unterbrechen und auf dieses Ereignis anzustoßen!

Peter Jansen, Velbert

Foot NL

 

Head NL

26.3. | Zeit zum Träumen

In der Vorbereitung auf den heutigen Impuls ist mir ein kleiner Text von Karl Jaspers in die Hände gefallen. Mir hat der Text sehr gut getan, daher möchte ich ihn gerne mit Ihnen teilen und vielleicht gefällt er Ihnen auch:
„Ich habe mich nie von Zeitnot bedrängen lassen. Immer habe ich mir die Stunden zum Träumen genommen. Wie kann etwas sich bilden und entstehen, wenn man sich nicht immer wieder solchen Stunden der Lässigkeit und des Meditierens gönnt."

Finden Sie Zeit zum Träumen – zum Tagträumen?

Eine Unterbrechung des Alltags, der Routine und von den Sorgen und Fragen, die uns beschäftigen, schafft Raum. Raum für neue und andere Ideen. Raum zum Krafttanken und um zu sich selbst zu kommen. Schenken Sie sich eine bewusste Auszeit, eine Zeit zum Träumen, eine Zeit, die Sie sich ganz individuell für sich gestalten können.

Träumen Sie wohl!

Andrea Osten-Hoschek (kfd), Köln

Text von Karl Jaspers, in: Trau deinem Lebenstraum, Eschbach 2015.

Foot NL

 

Head NL

27.3. | Risse aus Gold

In Japan gibt es eine Methode, zerbrochenes Porzellan mit einem Lack zu kleben, der feinstes Pulvergold enthält (Kintsugi). Die Bruchlinien werden damit nicht möglichst unauffällig repariert, sondern fallen als goldene Linien direkt ins Auge. Dabei entsteht eine sehr eigene Ästhetik, fast möchte ich sagen Kunst.

Wenn ich mich dabei selbst so betrachte, sehe ich auch den ein oder anderen Riss oder eine Macke an mir. Manche habe ich versucht, ganz unauffällig zu kleben, manche sind noch gar nicht behandelt und dann gibt es die, die ich mit goldversetztem Kleber repariert und liebevoll in mein Herz geschlossen habe.

Beim Blick auf meinen Nächsten geht es mir ähnlich. Die ein oder andere Macke nervt vielleicht hin und wieder, aber auch sie gehört zu ihm. Und ändern kann ich sie eh nicht. Am liebsten mag ich die Risse, die ich sehen kann, egal ob mit Gold geklebt oder gar nicht behandelt. Das macht mein Gegenüber besonders, charmant und liebenswert. Hoffentlich geht es meinem Nächsten auch so mit meinen Rissen.

Tobias Kanngießer, Köln

Foot NL

 

28.3. | Palmsonntag (Mk 11,1-10)

Alle vier Evangelien kennen die Szene des Einzugs Jesu nach Jerusalem auf einem Eselsfohlen – die Beschreibungen weichen nur unwesentlich voneinander ab. Menschen legen Kleidungsstücke auf den Straßenboden und reißen Blätter und Zweige von den Bäumen, um ihm damit zuzuwinken. „Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe!“

Erwartungen – Anspruch und Wirklichkeit fallen in dieser Stunde nur scheinbar zusammen. Die Menschen, die Jesus begrüßen, sehen in ihm den neuen König David, den Liebling Gottes, der die zwölf Stämme Israels geeint hat und eine Zeit des Friedens und des Wohlergehens für Israel begründete. Dieser neue David wird die verhassten Römer aus dem Land treiben – und ein neues Reich begründen. Jesus festigt diesen Anspruch, in dem er auf einem jungen Esel in die Stadt einreitet, wie ein Herrscher – doch in wenigen Tagen wird er ihre Erwartungen enttäuschen. Dann steht er mit der Dornenkrone auf dem Kopf vor Pilatus.

Bist Du also ein König, Jesus, und was ist Dein Herrscheranspruch? Welche Träume werden zerplatzen, wie ein Luftballon? Jesu Weg ist konsequent, aber weder für seine Anhänger*innen, wie die Schaulustigen, noch für Pilatus zu verstehen. „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“, wird er Pilatus antworten. Der Anspruch bleibt – die Anknüpfung an David sicherlich auch. Aber es geht weder um verhasste Römer, noch um Weltpolitik und kleingeistige Träumereien. Mit Jesus ist das Reich Gottes angebrochen – das Weizenkorn in die Erde gelegt – die Frucht wird an Ostern aufgehen. Aus uns Zuschauer*innen werden dann Zeug*innen für die Botschaft vom Heil, österliche Menschen.

Peter Jansen, Velbert

 

Head NL

29.3. | Jesu Wirken im Verborgenen

Mit dem gestrigen Palmsonntag sind wir in die Karwoche eingetreten. Wir alle kennen die großen Festgeheimnisse, Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag … Aber was genau war denn am Montag, Dienstag und Mittwoch los? Haben Sie sich das schon mal gefragt?

Die letzten Tage Jesu sind gut dokumentiert. Aber was ist mit den Vorletzten? Darüber wissen wir nichts. Sie gehören, wie auch die ersten 30 Lebensjahre, zum so genannten verborgenen Leben Jesu. Dennoch dürfen wir annehmen, dass Jesus auch an diesen Tagen – wie auch in den ersten 30 Lebensjahren – unter den Menschen geweilt hat.

Und so erinnere ich mich in den ersten drei Tagen der Karwoche eben gerne daran, dass Jesus manchmal auch im Verborgenen wirkt. Das finde ich heilsam.

Tobias Wiegelmann, Köln

Foot NL